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Dystopien noch und nöcher

Keine Bange, ich lese immer noch viel – ich müsste mich nur öfter überwinden, wieder zu schreiben.

Mein Berg der zu lesenden Bücher wird immer höher, darunter sind aber nicht nur Fantasy-Geschichten. Die Fantasy-Sachen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, sind es wiederum oft nicht wert, einzeln rezensiert zu werden. Oder ich bin im Moment einfach nur ein bisschen fantasymüde? Ich habe seit zwei Jahren wirklich viel aus dieser Sparte gelesen, auch so einige Schätze entdeckt, aber gerade sehne ich mich nach einem guten Roman von John Irving zum Beispiel. Meinetwegen auch nach einem richtig guten Fantasy-Roman, aber das meiste, das aktuell auf dem Markt herumschwirrt, sieht eher nicht nach einem Schatz aus. Tipps von eurer Seite?

Aktuell lese ich sogar einen Fantasy-Roman aus der Sparte Jugend-Dystopie. Scheint seit einiger Zeit (2012?) Mode zu sein. Einige Perlen habe ich da durchaus schon entdeckt: Cocoon – die Lichtfängerin ist so eine. (Eine Science-Fiction-Fantasy-Dystopie mit Anleihen an 1984 und Brave New World.) Heute habe ich vermutlich die nächste entdeckt: Memento – die Überlebenden. Schon auf den ersten Seiten kann ich meistens erkennen, ob das Buch ein gutes ist oder einfach nur durchschnittlich. Manchmal sind es die ersten Sätze, manchmal die Sprache, manchmal die Szenen. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sagte Hesse und auch wenn er das anders meinte – treffender kann man den Einstieg in eine neue Geschichte kaum bezeichnen.

Memento mit seinen ersten beiden Bänden habe ich also vorliegen und ich bin gespannt. Schon deshalb auch, weil es in einigen Punkten dem neuen Roman von Julie Kagawa, Unsterblich, ähnelt. Ein junges Mädchen in einer Welt „danach“, das um sein Überleben kämpft und von Überwachungsorganisationen verfolgt wird.

Und dennoch, die Unterschiede! Sprache, Wortwahl, Stil – während Unsterblich wahrhaft ein Jugendroman ist (Erwachsene können die leichte Sprache manchmal kaum aushalten), bewegt sich Memento in einer Zwischenwelt, mit deutlich mehr Anspruch.

Allison, die Hauptfigur aus Unsterblich, ist ein wortkarges, einzelgängerisches Mädchen. Ich musste mich anstrengen, sie zu mögen. Pressia, eine der Hauptfiguren aus Memento, ist nicht so viel anders. Aber sie wirkt anders. Sie wirkt nicht verkrampft.

Tatsächlich entpuppt sich Unsterblich in seiner ganzen Aufmachung als recht simpel. Memento schafft es schon auf den ersten Seiten, mich mit seinen Andersartigkeiten, die ja einer Dystopie gut anstehen, zu packen und zu faszinieren. Da steckt ein bisschen mehr an Vorüberlegung dahinter. Unsterblich habe ich mit einer gewissen Langeweile gelesen. Es ist ja schon spannend, wie sich die Geschichte nach und nach entwickelt. Aber als Unsterblich ausgelesen war, hatte ich nicht das Bedürfnis, über das Buch zu reden.

Ich bin gespannt, wie sich Memento entwickelt. Ich will ja jetzt schon über das Buch reden.

Angelesen: Das Licht hinter den Wolken (Oliver Plaschka)

Wenn Klett-Cotta einen neuen Fantasy-Titel auf den Markt wirft, ist es Zeit, da einmal einen Blick hineinzuwerfen. Vor allem dann, wenn es sich um einen deutschen Autor handelt. Klett-Cotta – bzw. die Hobbit-Presse – steht für Fantasy à la Tolkien: gut durchdachte Geschichten und ein ausgefeilter Schreibstil. Klett-Cotta steht für Namen wie Tad Williams und Patrick Rothfuss.

Licht hinter den Wolken_Klett-cottaIm März 2013 hat die Hobbitpresse „Das Licht hinter den Wolken – Lied des Zwei-Ringe-Lands“ von Oliver Plaschka herausgebracht, einen Autor, der schon mit „Die Magier von Montparnasse“ bei ihnen vertreten ist. Ein neues deutsches Schreibtalent?

April gegen den Rest der Welt

April will vor allem eines: Sie will Geschichte schreiben! Zum Glück hat sie eine Gabe, die sie zum Zauberschwert „Schneeklinge“ führt, das seit Jahrtausenden in einem alten Schloss versiegelt war. Von nun an ist sie unbesiegbar und kann die Schatten aus ihrer Vergangenheit endlich hinter sich lassen. Zusammen mit Jenner, einem halbmenschlichen Faun, macht sie sich daran, ihren Ruf aufzubauen.

Eine Bank ausrauben? Eine Post überfallen? Oder vielleicht den Widerstand gegen das marode Kaiserreich anführen? April stehen viele Möglichkeiten offen und einem geneigten Leser mag vielleicht auffallen, dass es mit der Moral bei April nicht weit her ist.

Die Kindheit war’s

Als Leser begleiten wir April schon von frühester Kindheit an und merken recht schnell, dass Anderssein in einem kleinen Dorf nicht unbedingt von Vorteil ist. Vor allem dann, wenn die Mutter tot ist und der Vater das Kind nur hasst. Irgendwann wehrt sich April gegen die gewalttätigen Übergriffe anderer und heraus kommt: eine nicht eben schuldbewusste junge Erwachsene.

Ganz ehrlich, mich fasziniert nicht so sehr, wie die Geschichte weitergeht, als vielmehr, wie April sich entwickelt. Sie ist an einigen Stellen der Geschichte schon fast überschwänglich unmoralisch im Sinne von: „Mir hat man Böses getan, also darf ich es auch“. April wirkt durch ihre mangelnde Reflexion, was sie da manchmal eigentlich denkt oder tut, herzlos und egoistisch.

Jenner, ihr Begleiter und aufgrund seines Schwertes auch „Banneisen“ genannt, ist ebenfalls nicht unbedingt von der Sorte, dem man seine Kinder anvertrauen würde. Aber seine Handlungen sind zielgerichtet. Kann er April beeinflussen?

Der geheimnisvolle Hintergrund

Und dann ist da noch Cassiopeia. Sie musste Schreckliches mit ansehen und Verrat erdulden – doch sie entscheidet sich für einen anderen Weg zu Macht und Stärke. Sie geht an die berühmte Kampfakademie von Leiengard. Wie passt sie und ihr Teil der Geschichte zum Rest? Bisher kann ich das noch nicht absehen. Ich bin gespannt.

Im Hintergrund agiert der Zauberer Sarik. Die Magie ist fast aus der Welt verschwunden und außerdem lauert da noch ein alter Feind, den es zu besiegen gilt. Wie hängt April mit diesem Teil der Geschichte zusammen?

Ein würdiger Klett-Cotta?

Ja! Wir haben hier eine gut aufgebaute Geschichte mit mehreren Erzählsträngen und -ebenen, wir haben einen Stil, der nicht bloß Wort an Wort reiht – und dann stellt mich Oliver Plaschka auch noch vor das große Rätsel, warum er die Tempora ändert. Welche Struktur steckt dahinter?

Fazit: Bisher ein interessanter und gut geschriebener Fantasy-Roman, der nicht ganz den üblichen Bahnen folgt.

(Bildrechte: Klett-Cotta)

The Wheel of Time – A Memory of Light

Es ist schon ein sehr komisches Gefühl, den allerletzten Band von Rad der Zeit in den Händen zu halten und zu wissen, dass sich die Serie danach endgültig aus meinem Leben verabschiedet. Vierzehn Jahre lang haben Rand, Egwene, Nynaeve, Mat, Perrin, Aviendha und Elayne mich begleitet, sind quasi mit mir erwachsen geworden. Ich will wirklich noch gar nicht daran denken, wie ein Leben sein wird, in dem ich nicht mehr auf einen weiteren Rad-der-Zeit-Band warte. 😦

Fazit nach 200 Seiten

Für mich eine Novität: ich lese das Original. Ein bisschen seltsam fühlt es sich schon an. So nach 35 deutschen Bänden.

IMAG0663Das Buch ist schwer. Weil die deutschen Bände erst später herauskommen, musste ich natürlich den Originalband bestellen. Durch glücklichen Zufall bin ich sogar an die Hardcover-Version gekommen, die mir vor allem eines eingebracht hat: Schmerzen. Uiuiui, das Ding wiegt gefühlte zehn Kilogramm – jetzt verstehe ich wirklich, warum in Deutschland die Bücher geteilt werden. Da mischen sicherlich die Krankenkassen kräftig mit!

Ein Déjà-vue kommt auf, wenn man die ersten Seiten aufschlägt und ein wohl vertrautes, gleichsam gefürchtetes Wort entdeckt: Prolog. Prolog, das bedeutet bei Robert Jordan und in den deutschen Bänden: Stell dich darauf ein, von Leuten zu lesen, du nicht nur nicht wieder erkennst, sondern wirklich nicht kennst, und danach ist das halbe Buch schon herum. Das zweite Wiedererkennungsmerkmal: „Habe ich wirklich noch nie von dieser Person gelesen oder kann ich mich nur nicht mehr daran erinnern? Und was ist eigentlich im letzten Band passiert?!“ Für alle, denen es ähnlich geht, sei das hier empfohlen: wot.wikia.com

Die Fäden laufen zusammen. Die Letzte Schlacht wird vorbereitet und die Kräfte treffen aufeinander. Mir gefällt es vor allem zu lesen, wie Rand und Egwene, Elayne und Nynaeve und Perrin plötzlich wieder an einem Ort vereint sind. Alle sind sie viel größer als damals, als sie nur einfache Dorfleute gewesen (oder Thronerbin). Sollen da wirklich nur zwei Jahre ins Land gegangen sein? Offenbar drehen sich die Räder der Zeit in der Reihe doch etwas anders. 😉 Ach ja, einer fehlt noch. Wo der wohl wieder steckt? Bisher habe ich ihn auch noch nicht entdecken können.

Rad der Zeit zieht erzählerisch straff an und ich frage mich, wie die Geschichte einen Abschluss finden kann, der nicht enttäuscht? Seit dem ersten Band, seit klar wurde, wer und was Rand al’Thor ist, steht die Unausweichlichkeit im Raum, dass er sterben muss, um den Dunklen König zu besiegen. Geschieht das wirklich? Im Gegensatz zu George R.R. Martin ist Robert Jordan immer sehr pfleglich mit seinen Charakteren umgegangen. (Deswegen wurden es ja auch immer mehr.) Lässt er Rand einfach so sterben? Diese große Frage werde ich vermutlich erst in 700 Seiten wissen.

Angelesen: Die Lieder der Erde (Elspeth Cooper)

Nachdem bereits „Die Räder der Welt“ ein durch und durch von Religion geleitetes Buch war, steige ich in meinem nächsten Buch direkt wieder in eine Welt ein, in der eine Religion fest den Rhythmus des Lebens bestimmt.

Inhalt:

„‚Scheußling!‘ Ihr Mund war ein rundes rotes O des Grauens, ihre Hand machte das Zeichen des Segens über der Brust. ‚O Herrin, holt rasch den Lektor, der Junge ist ein Schattenkind!'“

In Elspeth Coopers „Die Lieder der Welt“ sagt der eadorische Glaube an die „Mutter“ sehr eindeutige Worte zur Hexerei: „Einen Hexer oder eine Hexe sollst du nicht leben lassen, und du sollst alle Werke des Bösen fliehen, auf dass deine Seele nicht in Gefahr gerate.“ Diese Aussage trifft Gair, der im „Mutterhaus“ seinem Glauben nachgeht, besonders hart. Denn er hört die Musik, welche die Magie umgibt. Doch er wird bei der Ausübung der Magie entdeckt, landet im Kerker und wird zum Tode verurteilt. Einem Wunder gleich, wird er jedoch nur als Hexer gebrandmarkt und des Bezirks verwiesen. Doch wohin soll er nun gehen?

Mit dem wunderschönen Buchcover hat Heyne sich hier wirklich hervorgetan. Mein Auge entscheidet immer mit! Inhaltlich scheint Die Lieder der Erde bisher ein typischer Fantasy-Roman zu sein. Aufbruchssituation durch einen Konflikt, im Moment noch ein unstetes Herumtreiben ohne klares Ziel, ein junger männlicher Protagonist mit magischer Gabe.

Nur ist leider bisher noch nicht sehr viel mehr passiert, als eben genau das: ein Aufbruch. Eine Flucht mit einer Menge von Verfolgern, die den Protagonisten immer wieder in eine gefährliche Situation bringen, bei denen der Leser aber genau weiß, dass sie nur der Spannung dienen, sonst zu nichts. Ich muss gestehen, ich lese mit einer Art gepflegten Langeweile. Das Buch ist nicht schlecht, lässt sich gut lesen, aber mir fehlt ein bisschen das Gewicht der Geschichte. Das Motiv der Flucht/Reise wird mir ein wenig zu oft angewandt.

Ändern wird sich das vielleicht, wenn Gair an sein Ziel kommt, denn ein Ziel gibt es tatsächlich. Aber das werde ich ja bald herausfinden. 🙂

Wieder einmal: Magie und Religion

Immer wenn ich auf den Konflikt Magie und Religion treffe, kann ich nicht anders, als ihn mir etwas genauer anzusehen. Denn Magie und Religion sind nicht unbedingt Freunde. Auch in diesem Buch nicht. Wer Magie beherrscht, wird gejagt, gefoltert, getötet. Interessanterweise unterscheiden aber auch die Beherrscher der Magie selbst zwischen Magie und dem Sang. Sprich: aus Magie wird Sang gemacht, denn dem Namen Magie haftet zuviel negatives an. (S. 134)

Ein weiterer Hinweis zum Verständnis von Magie folgt auf ebendieser Seite, wenn erklärt wird, dass die Beherrscher des Sang deswegen von der Kirche verfolgt wurden, weil kein Unterschied zwischen ihrer Begabung und der Zauberer der Feinde des Reiches gemacht wurde. (Den es aber offensichtlich gibt. An anderer Stelle lehnt Alderan den Begriff Hexerei für die Begabung Gairs ab.)

Mal sehen, wie der Konflikt noch weiter verfolgt wird.

Angelesen: Die Räder der Welt (Jay Lake)

„Der Engel erstrahlte im Schein von Hethors Lesekerze so hell wie eine Messing-Maschine. In irrationaler Hoffnung griff der junge Mann nach seiner abgenutzten Bettdecke, als könnten die zusammengenähten Baumwollreste ihn vor der Macht schützen, die in seine Dachkammer eingefallen war.“ (S.7)

Ich habe es gefunden: ein Frühlingsbuch. 🙂 Und dazu eines, das mit einem wunderschönen Cover, einer interessanten Weltbeschreibung und diesem tollen ersten Satz aufwarten kann. Was will man mehr? Ach ja, richtig, die Geschichte sollte natürlich schon spannend sein.

Mit gerade mal 363 Seiten ist Räder der Welt nicht besonders dick, deswegen  erlaube ich mir schon jetzt – nach etwas über 50 Seiten – ein „Angelesen“.

Inhalt:

Mitten in der Nacht erscheint der Erzengel Gabriel in Hethors Dachkammer, um ihm einen großen Auftrag zu geben. Er soll den Schlüssel der Bedrohung finden, um mit ihm das Uhrwerk der Welt aufzuziehen – denn die Zeit gerät schon langsam aus den Fugen und hört bald ganz auf. Und wie immer bei solchen Aufträgen wird Hethor nicht gefragt, ob er überhaupt die Welt retten will. Denn eigentlich ist er nur ein Lehrling und seine Arbeitskraft ist im Besitz seines Lehnsherren und Meisters. Er kann nicht einfach in die Welt hinausstiefeln – aber Hethor weiß, er muss wohl doch irgendwie einen Weg finden.

Jay Lake hat eine Welt entworfen, in der die Erde an Zahnrädern durch das Weltall rollt und in der alles auf dem Prinzip dieser Verzahnung ausgerichtet ist. Etwa in das späte 19. Jahrhundert in eine Alternativrealität gelegt, wird sogar das Christentum komplett danach ausgerichtet. Nicht gekreuzigt wurde Jesus, sondern gerädert. Man schlägt ein Rad, wie die Katholiken in unserer Welt das Kreuz schlagen. Man trägt einen geräderten Jesus an einer Kette um den Hals. Am Himmel sind die zwei Messingschienen erkennbar, die sich wie Hörner in die Höhe krümmen und an denen Gottes Existenz sichtbar wird.

Ist das nicht genial?! Eine Alternativrealität, in der die Handlung in einem vom englischen Vizekönig regierten Connecticut spielt – und dazu noch mit diesem wunderbar erdachten Konstrukt! Ich bin begeistert.

Hin und weg

Und ich bin restlos begeistert, weil es Jay Lake versteht, richtig gut zu schreiben. Man hat das Gefühl, alle Wörter sind am richtigen Ort und ergänzen sich so, dass sie fast poetisch klingen. Ich mag das Buch langsam lesen, damit ich auch ja nichts von seinen tollen Beschreibungen verpasse.

Auch Hethor ist ein toller Charakter, der eher einem Entwicklungsroman des 19. Jahrhunderts entstiegen zu sein scheint als einem Buch der Moderne. Er wirkt wie ein ganz und gar durchdachter Charakter, der sehr gekonnt in seine Umwelt integriert ist.

Es ist alles stimmig, alles passt. Und die Welt ist atmosphärisch dicht.

Atmosphärische Dichte

Ich glaube, bei vielen Fantasyromanen bemängele ich die Abwesenheit solcher. Die Trudy-Canavan-Bücher litten unter einer Leere, die in etwa so weiß war wie das deutsche Buchcover. Ein bisschen ähnlich ergeht es mir mit dem Shannara-Buch, auch wenn es da wesentlich geringer auftritt. Sogar bei Heldenwinter hatte ich stellenweise das Gefühl, da müsste noch mehr sein. Positiv in dieser Hinsicht finde ich die Bücher von Robin Hobb, weswegen ich sie wohl auch so verehre. Dasselbe trifft auf Richard Schwartz zu und das, was ich bisher von ihm gelesen habe.

Tolkien ist nach wie vor das beste Beispiel, an dem man es erklären kann. Seine Bücher sind entstanden, weil er eine Welt brauchte, um seine Phantasie-Sprachen zu erproben. Aber diese Welt hatte 50 Jahre Zeit, sich zu füllen. Und das merkt man seinem Herrn der Ringe auch an.

Während viele der modernen Romane lediglich ein grobes Muster häkeln, gibt es wenige, die sich die Mühe machen, dicht und fest zu stricken, auch wenn nur ein Bruchteil davon zu sehen ist. Als Beispiele außer den oben genannten fallen mir da noch Robert Jordan und sein monumentales Rad der Zeit und G.R.R. Martins Lied von Eis und Feuer ein.

Genreverwirrung

Um noch mal einen Bogen zurück zu Räder der Welt zu schlagen: Hier hat es der Autor leichter. Er muss mehr abändern als erfinden. Aber das macht er sehr gut, ich bin erstaunt.

Genremäßig gehört das Buch in die Unterform des Steampunk, des sogenannten Clockpunk. (Name erklärt sich wohl von selbst.) Verwirrend finde ich die Einordnung. Ist es Fantasy? Ist es Science-Fiction? Ist Steampunk ein eigenes Genre? Das deutsche Wiki gliedert es in die Sci-Fi ein, das englische in die Fantasy und spekulative Fiktion – als „alternative Weltgeschichte“, die im deutschen Wiki wiederum zur Sci-Fi gehört, so wie ich das auch sehe.  Wie seht ihr das?

Angelesen: Die Legende von Shannara 1 (Terry Brooks)

Wie man meinem Post von diesem Montag entnehmen konnte, war ich Shannara gegenüber etwas kritisch eingestellt. Vermutlich hat das damit zu tun, dass mich Autoren wie Terry Goodkind und Markus Heitz trotz ihrer Berühmtheit ziemlich enttäuscht haben. Nach diesen gut einhundert Seiten habe ich aber festgestellt, dass ich mich zum Glück wohl geirrt habe.

Inhalt:

Pan und Prue sind sehr junge Fährtenleser mit besonderen Begabungen. Als sie aber dämonischen Wesen auf die Spur kommen und dem Rat davon erzählen, glaubt ihnen keiner. Denn sie sind jung und der Bericht ist zu erschütternd. Schließlich ist ihr Tal seit fünfhundert Jahren von der Außenwelt getrennt und eine Nebelbarriere schützt sie vor allem, was von draußen kommt. Doch auch der Träger des Schwarzen Stabs und Hüter der Grenzen, Sider Ament, hat bereits festgestellt, dass die Grenzen zu verblassen beginnen.

Doch weil Glaube und Tradition eine solche Wahrheit ausschließen, müssen Pru und Pan fliehen.

Die Charaktere

Panterra Qu und Prue Liss sind – zugegeben – noch relativ flach. Man erfährt ein bisschen über sie, aber sie sind nicht besonders außergewöhnlich. Eher wirken sie auf mich wie die typischen Fantasy-Helden: jung, unerfahren, aber irgendwie besonders begabt.

Aber sie sind, bisher, angenehme Charaktere, mit denen man sich durchaus anfreunden kann. Das liegt wohl zum Großteil daran, dass sie sehr erwachsen und unaufgeregt wirken. Die Perspektive stammt von Panterra, Pru bleibt insgesamt recht im Hintergrund. Aber Panterra ist keine Heulsuse und nicht wahnsinnig naiv. Ihr denkt, das sei selbstverständlich?

Ein großer Grund, warum ich Terry Goodkinds „Das Schwert der Wahrheit“ unerträglich fand, war das überemotionale Verhalten der männlichen Hauptfigur Richard.

Die Story:

Die Geschichte ist noch am Anlaufen. Ob und wie spannend sie wird, kann ich im Moment noch kaum abschätzen. Ich weiß nicht, in welche Richtung sie sich entwickeln wird.

Am Anfang des Buches passiert noch nicht besonders viel. Die Story scheint sich sehr langsam aufzubauen, denn der oben beschriebene Inhalt füllt die ersten einhundert Seiten. Was danach kommt, ist unbekanntes Land und ich bin gespannt. Die Geschichte plätschert also vor sich hin, nicht besonders schnell, aber auch nicht so langsam, dass sie unspannend wäre.

Shannara – Das Gesamtwerk

Die Legende von Shannara ist nur ein kleiner Teil einer bisher über zwanzigbändigen Reihe. Die Bücher bauen lose aufeinander auf, sind inhaltlich aber hauptsächlich durch das Zeitgeschehen verbunden. Die Legende von Shannara spielen zeitlich nach den „Die Großen Kriege“-Bänden (Genesis of Shanara Trilogy), stehen chronologisch also an dritter Stelle seiner Werke. Vorgänger von der Genesis-Trilogie sind die World&Void-Romane.

Allein, dass seine Werke einen so großen zeitlichen Raum einnehmen und man als Leser von Beginn einer Welt bis zu späteren Zeitaltern dabei sein kann, fasziniert mich ungemein. Ich schätze, wenn ich mir so seine Liste von Büchern anschaue, dass es bei einem Band nicht bleiben wird.

Fazit: Auch wenn ich bisher kaum etwas zu der Geschichte und den Charakteren sagen kann, weil sich alles recht langsam entwickelt, bin ich positiv überrascht. Terry Brooks betreibt solides Handwerk, wenn es auch nicht übermäßig kunstvoll ist.

Hat denn jemand von euch schon mal einen Shannara-Band gelesen?

Angelesen: Nacht über Villjamur – Legende der Roten Sonne

Langsam bereitet sich die Stadt Villjamur auf die nahende Eiszeit vor. Vor den Toren der Stadt lagern Flüchtlinge, innerhalb der Stadt lauert an jeder Ecke Gefahr. Geheimnisvolle Morde geschehen, die dem Ermittler Rumex Jeryd eine schwere Denkaufgabe geben.

Brynd Lathraea, Kommandeur der Nachtgarde, kämpft gegen ein ganz ähnliches Problem. Auf eigentlich gefahrlosen Einsätzen wird seine Elitegruppe nach und nach aufgerieben und niemand weiß, wer oder was dahinter steckt.

Neben Brynd und Rumex gibt es noch einige andere Charaktere, die sich zu Wort melden. Hauptsächlich hören wir von Randur Estevu, einem Möchtegern-Casanova von einer abgelegenen Insel, der sich etwas Schwieriges vorgenommen hat, und von Tuya, einer Prostituierten mit einem entstellten Gesicht und einer seltenen Gabe.

Weil die Charaktere nicht kapitelweise wechseln, sondern nach Abschnitten, lässt es sich schön und schnell lesen. Und weil das Setting so aufregend ist, lassen sich sogar kleinere Unstimmigkeiten leichter übergehen.

Nicht ganz sauber gearbeitet

Der Schreibstil ist nämlich eine merkwürdige Sache. Man kann nicht behaupten, dass Newton schlecht schreibe oder nicht wisse, wie man mit Wörtern umgeht. Aber dennoch fallen mir manchmal seltsame Satzkonstruktionen auf oder ein Wort in einer „fremden Umgebung“, wo ich stutzig werde.

Größere Schnitzer sind dagegen die Logikfehler, die sich hier und da einschleichen. Wenn zum Beispiel dem Schlosspersonal unter Todesstrafe verboten wird, den Tod des Königs bekannt zu machen – und ein paar Kapitel weiter ein neuer Schlossangestellter von eben diesem Personal nebenher gesagt bekommt, der König sei tot. Oder wenn die Stadtwächter die Stadtverwalterin zu einer wichtigen Sitzung abholen und ihr im Beisein eines neuen Fechtlehrers schon erklären, um was es da geht. Diese nicht so ganz durchdachten Stellen tauchen hier und da auf, nehmen aber nicht überhand.

Aber dennoch lesenswert!

Stärken bisher sind definitiv das Setting und die Charaktere. Auch wenn die verschiedenen Charaktere mir nicht unbedingt sympathisch sind, so mag ich doch gerne lesen, wie es bei ihnen weitergeht und wie sie sich entwickeln und mir weiter offenbaren.

Das Setting, eine Welt, die kurz vor einer Eiszeit steht, ist spannend gewählt. Mittelalterlich ist es zwar dennoch, aber so bekommt es eine erfrischende Brise Andersartigkeit. Das schlägt sich in den zwei Monden nieder, die diese Welt hat, und den fremdartigen Wesen, die zwar humanoid sind, aber eben keine Elfen, Zwerge oder Orks.

Bisher entwickeln sich die einzelnen Stränge lose ineinander verwoben. Anstatt einen großen Plot schon jetzt herauszustellen, baut sich die Geschichte nach und nach auf. Ich vermute, dass die Stränge sogar recht lose bleiben, oder zumindest die einzelnen Bände ineinander abgeschlossen sind. (Zumindest vom zweiten behauptet es Newton auf seiner Seite selbst.)

Was erhoffe ich mir?

Ich möchte noch mehr über diese außergewöhnliche Welt erfahren! Ich wäre tatsächlich sehr enttäuscht, wenn Newton nicht noch mehr Informationen über diese Welt und seine rote Sonne einfließen lässt. Immerhin ist es ja vor allem dieses Setting, das mich zum Kauf des Buches bewogen hat.

Angelesen: Drachenhüter von Robin Hobb

Schon wieder eine Geschichte über Drachen? Nein, diesmal muss es heißen: Endlich eine Geschichte über Drachen von Robin Hobb! Außergewöhnlich und faszinierend erzählt die Autorin die Geschichte zweier Frauen, vieler Drachen und einer gefährlichen Expedition.

Alise und Thymara sind zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Alise, die Tochter eines verarmten Händlers aus Bingtown, pflegt ein leidenschaftliches Interesse für Drachen und läuft Gefahr, als verschrobene Jungfer zu enden. Thymara dagegen sollte gar nicht am Leben sein. Sie lebt in Trehaug, einer Stadt in der Regenwildnis, und ist „gezeichnet“.

In dieser Zeit schlüpfen die ersten Drachen seit vielen Generationen. Die Drachin Tintaglia und die Menschen aus Trehaug und Bingtown sind angereist, um diesem Ereignis beizuwohnen. Doch zum Entsetzen aller kommen die Drachen missgestaltet zur Welt und werden zur Schande ihrer Rasse. Nun will alle Welt die Krüppel loswerden. Aber da man sie nicht einfach töten kann, werden sie mitsamt einer Expedition zur geheimnisvollen und verschollenen Stadt Kelsingra geschickt.

Was ist außergewöhnlich? Vier Gründe, warum diese Drachengeschichte anders ist.

Sie bricht mit Mythen: Die Drachen sind keine majestätischen Wesen, wie man sie aus Sagen und Fantasy-Geschichten kennt. Aber sie tragen genau dieses Wesen in sich.

Sie reißt aus dem Zusammenhang: Man nehme eine Portion Drachen und siedle sie in einem Setting der Kaufmannsära an. Nicht Kampf bestimmt die Handlung, sondern Wissensdrang! Damit steigt die Geschichte definitiv aus dem Einheitszug aus.

Sie spielt mit Erwartungen: Auf den Leser wirkt bereits der „gewöhnliche“ Handlungsort unglaublich interessant, denn Robin Hobb wirft beileibe nicht mit Informationen um sich. So lernt man erst nach und nach, was es mit der Regenwildnis auf sich hat. Innerhalb der Geschichte sind es die verlorenen Schätze und Künste der Drachenstädte, die mit ihren Geheimnissen die Protagonisten anlocken. So hat man das Gefühl, man deckt Schicht für Schicht ein spannendes Rätsel auf.

Sie wählt ein ungewöhnliches Setting: Für den Leser vermischt sich das Gefühl von einem historischen Amerika/England – angesiedelt im Dschungel. Diese außergewöhnliche Mischung übt zumindest auf mich einen unglaublichen Reiz aus und ich habe Lust, noch mehr von dieser Welt zu lesen!

Und was noch?

Was Frau Hobb auch sehr gut kann: schreiben. Bitte sagt jetzt nicht, das wäre doch nichts Erwähnenswertes! Denn das ist es wohl. Ich habe inzwischen zwar zu meiner großen Erleichterung neue Autoren auf dem Markt entdeckt, die ebenfalls schreiben können (hier zu erwähnen: Jonas Wolf, Richard Schwartz ), aber Robin Hobb macht es immer noch einen Tick besser, sodass man sich sogar nicht einmal über die deutsche Übersetzung beschweren kann.

Vor- und Nachteil:

Auch Drachenhüter weist die mir bisher bekannten Merkmale von Hobbs Stil auf und nicht jeder mag diese: Die Geschichte wird langsam erzählt. Robin Hobb lässt sich Zeit, ihre Protagonisten aufzubauen und ihr Leben mit Details anzureichern. Diese Art des Erzählens ist mir aus der Fantasy-Abteilung ansonsten nicht bekannt. Selbst die besseren Autoren in der Fantasy-Landschaft legen Wert auf schnellere Abläufe. Das ist also nicht jedermanns Sache.

Oho, sehe ich da etwas Schmalz und Schnulz?

Für mich nach der Lektüre von Nevare etwas ungewohnt ist der manchmal fast frauenromanhafte Anklang einer Liebesgeschichte. Ich vermute, dass dieses deutlich stärker auftretende Thema im Zusammenhang damit steht, dass im Gegensatz zu Nevare die Hauptpersonen in Drachenhüter weiblich sind. Natürlich übertreibt es Hobb nicht – die Gedanken über das Verliebtsein und die Liebe sind hauptsächlich an Alise gebunden. Auch wenn sich nach etwas über 400 Seiten nun tatsächlich eine Liebesgeschichte abzeichnet, nehme ich stark an, dass Robin Hobb es uns so einfach auch wieder nicht macht.

Also…

…lasst euch vom Titel und dem Bild nicht abschrecken, der Inhalt wird dem Ruf der Autorin gerecht! Sagt bloß nicht, dass ihr sie noch nicht kennt – dann solltet ihr euch erst recht dieses Buch zulegen (und mir sagen, wie ihr es fandet).

Angelesen: Heldenwinter (Jonas Wolf)

Eigentlich sind Halblinge keine Helden. Natürlich, Frodo, Bilbo, Sam, Merry und Pippin haben da anderes bewiesen, aber jeder weiß doch, dass sie irgendwie „seltsam“ waren. Typische Halblinge waren sie jedenfalls nicht, obwohl auch sie gern dem Essen frönten.

Wie kommt es da, dass einer einen Halbling zu dem Helden seiner Geschichte macht? Halblinge sind klein, dick, unbeholfen und verfressen – und bei diesen eisigen Temperaturen würden sie sicherlich sehr an ihren Füßen frieren.

Dennoch, es ist geschehen: Ein deutscher Autor hat sich diesmal der kleinen Halblinge angenommen und einen davon zum Heldendasein auserkoren.

Weil ich das Bild von einem Heer der Halblinge im Kopf hatte, die sich todesmutig den Feinden entgegenschlägt (ein Paradoxon, wie ich meine), hatte ich etwas Mühe, mich an dieses Buch heranzuwagen. Wie soll das denn funktionieren?!

Gewagt habe ich den Blick nun dennoch, auch deshalb, weil die anderen Neuerscheinungen im Januar noch weniger interessant aussahen.

Zum Inhalt:

Namakan ist eine Waise und lebt bei seinen Zieheltern auf den Immergrünen Almen, einem unzugänglichen Wohnort der Halblinge. Doch dann tauchen eines Tages ein Krieger in einer weißen Rüstung und dessen Horde auf und verwüsten die friedlichen Almen. Namakan und sein Lehrmeister im Schmiedehandwerk, Dalarr, stehen vor den Trümmern ihres Lebens. Dalarr schwört dem Krieger in Weiß und dessen König Rache und beide ziehen aus, diesen Schwur wahrzumachen.

Nach den ersten hundert Seiten

Zwischen Haltestelle A und B in eisigen Temperaturen dieses verspäteten Winters habe ich Bekanntschaft mit Namakan, dem Halblingswaisen, und seinem Ziehvater Dalarr gemacht. Namakan finde ich nett und sehr halblingsmäßig. Er ist eher ernsthaft, etwas eingeschüchtert von der Schelterei seines Ziehvaters und Schmiedelehrmeisters, dennoch neugierig und vielleicht auch tapfer. Ich muss gestehen, er steht etwas im Schatten von Dalarr, dem zynischen, verbitterten und geheimnisvollen Schmied mit bewegender Vergangenheit. Eigentlich ist er der Held der Geschichte, zumindest bis jetzt – und Dalarr ist ein Mensch. Also noch kein Halblingsheld, sondern eher ein Halblingsheldenlehrling in Sichtweite.

Dalarr ist es auch, der der Geschichte eine ordentliche Portion Humor beifügt. Wenn er langsam seine Vergangenheit vor Namakan aufdeckt, so macht er das wunderbar bildhaft und ganz gewiss nicht zurückhaltend. Als er Namakan von seiner Werbung um seine Frau Lodaja erzählt, die kurz davor war, vielleicht seinen Rivalen Waldur zu erwählen, schimpft er rückblickend: „Waldur war bei ihr. Und weißt du, was das Erste war, was er macht, sobald er mich sieht? Er reißt sich die Kleider vom Leib und murmelt etwas von gerechten Vergleichen. Als ob ich nicht eben erst eine geschlagene Stunde durch scheißkaltes Wasser geschwommen wäre.“ (Tja, hätte Dalarr lieber mal ein Boot genommen, um auf die Insel zu gelangen. 🙂 )

Dalarr ist ein rauer Kumpan und sein Weg ist es, dem Namakan folgt. Ich bin nun wirklich gespannt, wie sich Namakan entwickeln wird. Ob er jemals aus dem Schatten seines Meisters heraustritt, den er ebenso fürchtet wie verehrt?

Jonas Wolf betreibt ein solides Handwerk. Beschreibungen der Landschaft sind relativ rar gesät, dagegen streut er immer wieder kleine Erzählungen in der Ich-Perspektive ein, die er deutlich besser beherrscht als Jennifer Fallon. Sie sind es vor allem, die zum Schmunzeln verleiten, geben sie doch einen Einblick in die Sichtweise Dalarrs. Ich jedenfalls bin froh, den Blick gewagt zu haben und wie es aussieht, werde ich den zweiten Band kaum erwarten können.

Extras: Das Buch wartet mit einer Karte (die sehr dünn besiedelt aussieht), einem Glossar und einer kleinen Vorstellung des Autors auf.

P.S.: Achja, Spinnen kommen übrigens auch vor. Man darf sich auf einen Vergleich mit Kankra freuen. 🙂

Angelesen: Zerbrochene Welt – Feueropfer

Optisch: Dunkles Cover passend zum Titel. Mangel: wieder keine Karte. Bonus: ausführliches Glossar. (Aber siehe Rezension zu Teil 1.)

Vorsicht: Enthält Spoiler. Wer den ersten Band nicht kennt, aber noch kennen lernen will, sollte nicht weiter lesen.

Den zweiten Band hatte ich mir ausversehen vor dem ersten gekauft, aber nachdem mir dieser nur bedingt gefallen hatte, war ich unsicher, mit welcher Erwartung ich an Das Feueropfer herangehen soll.

Erstaunlicherweise ist der zweite Band zwar eine Fortsetzung, aber eine, die zwölf Jahre ins Land gehen lässt. Taramis und Shúria leben zurückgezogen auf einer Insel, gemeinsam mit ihrem Sohn Ari. Doch – man konnte es sich fast denken – Gaal ist zurückgekehrt und fordert seine Rache. Ein unheilvolles Ereignis trennt Shúria und Ari von Taramis, der sich daraufhin wieder einmal auf die Suche nach seinen Liebsten begeben muss. (Man kennt es ja bereits. 😉 )

An der Art zu Schreiben hat sich nichts verändert: Ralf Isau legt seinen Charakteren immer noch ungewohnt flapsige Ausdrücke in den Mund und schreibt weiterhin in einem eher flüchtigen Stil, der den Eindruck macht, der Autor wolle nur schnell eine Zusammenfassung der Geschichte geben.

Dennoch: Band 2 hat mich bisher fester im Griff als sein Vorgänger. Ob es an Shúria liegt, der diesmal mehr Erzählzeit zugebilligt wird und die sich ziemlich tapfer am Leben erhalten muss? Oder an den Handlungselementen und -orten, die diesmal nicht nur besser gewählt sind, sondern auch nicht ganz so flüchtig besucht werden wie im ersten Teil? Taramis selbst kann es jedenfalls nicht sein. Er ist immer noch ein grantelnder Lurch, der in seinem Zwiespalt zwischen Gutmenschtum und unhöflichem Ton meine Sympathie einfach nicht einfangen kann.