Ich habe Großes vor. Bis zum 15. März möchte ich A Storm of Swords und A Feast for Crows, die Bände 3 und 4 von A Song of Ice and Fire fertig gelesen haben. Denn da erscheint A Dance with Dragons als Taschenbuch. Nun, was steht denn zwischen mir und diesem Ziel: 1774 englische Seiten und lediglich ein Monat sowie zwei andere Bücher, die ich in der Zeit gelesen haben möchte.
Aber da ist mein Ziel und dahin will ich kommen:
Doch nun aber zum eigentlichen Thema: Immer wieder fällt mir auf, dass gerade in Fantasy-Büchern Religion eine bedeutend größere Rolle einnimmt als in anderen Genres. Dank meiner Nachforschungen weiß ich inzwischen auch, woran das liegt, aber trotzdem bleibt es ein spannendes Thema. Ich achte inzwischen besonders darauf, wie Religionen eingebaut und dargestellt werden.
Zugegebenermaßen fällt diese Darstellung in Das Lied von Eis und Feuer von G.R.R. Martin relativ flach aus. Man lernt als Leser schnell, dass es die alten Götter gibt und die neuen, die auch die Sieben genannt werden. Zusätzlich wird der Religion des Feuergottes eine immer tragendere Rolle zugewiesen.
Alte Götter: Inzwischen nur noch die Götter des Nordens, war diese Religion ursprünglich auf ganz Westeros verbreitet. Die Ersten Menschen, von denen auch die Starks abstammen, und die Kinder des Waldes haben diese Götter in den Götterhainen („Godswood“) angebetet.
Ursprünglich waren es die Götter der Kinder des Waldes. Als die Ersten Menschen vor etwa 12000 Jahren nach Westeros kamen, brach einKrieg mit den Ureinwohnern aus, weil die Ersten Menschen deren Götterhainen abgeholzt hatten. Die Kinder des Waldes waren der Magie mächtig, die Ersten Menschen dagegen stärker und mit besserer Technologie ausgestattet. Schließlich schloss man Frieden auf der Insel der Gesichter im See „Auge Gottes“. In dem darauffolgenden Zeitalter des Friedens wurden auch die Ersten Menschen zu Verehrern der Alten Götter. Wie man schon relativ früh erfährt (im ersten Buch, in der ersten Perspektive von Catelyn), haben diese alten Götter keine Namen.
Vor etwa 6000 Jahren eroberten die Andalen Westeros und brachten den Glauben der Sieben mit. Und das brachte natürlich Konflikte mit sich.
„Im Süden waren die letzten Wehrbäume schon vor tausend Jahren geschlagen oder niedergebrannt worden, nur nicht auf der Insel der Gesichter, wo die grünen Männer ihre stille Wacht hielten. Hier oben war es anders. Hier hatte jede Burg ihren Götterhain, jeder Götterhain hatte seinen Herzbaum und jeder Herzbaum sein Gesicht.“ (Die Herren von Winterfell, S. 31)
Und obwohl die religiöse Übernahme offenbar nicht ohne „Gewalt“ (und sei es nur gegen die Bäume) abgelaufen ist, ist ein Twist der beiden Religionen in der Reihe nicht bemerkbar. Die alten Götter haben den Anschein, als seien sie wilder und ursprünglicher, mehr mit der Natur verbunden – sie ist schließlich auch die Religion der Wildlinge hinter der Mauer und der mystischen Ureinwohner.
Neue Götter – die Sieben:
Diese Religion kann man als de Hauptreligion des Reiches ansehen, sie ist zudem stark institutionalisiert. Die Septe könnte man auch „Kirche“ nennen und deren Vertreter, die Septa und Septon, kann man wohl gut mit Mönchen und Nonnen vergleichen. Generell besitzt dieser Glaube ein ausgeprägtes moralisches System, das allerdings nur am Rande in den Büchern eine Rolle spielt.
Die Sieben, das sind Vater, Mutter, Krieger, Jungfrau, Krone, Schmied und Fremder. Verteilt werden die Attribute: Gericht/Gerechtigkeit, Mutterschaft/Nährung, Stärke in der Schlacht, Unschuld/Keuschheit, Weisheit, Handwerk/Arbeit, das Unbekannte.
In dieser Religion gibt es natürlich auch Gebete und Lieder, einige davon werden in den Büchern erwähnt.
Der Ertrunkene Gott: Dieser Gott wird auf den Eiseninseln verehrt und geht noch auf die Zeit vor der Invasion der Andalen zurück. Die Lehren gehen Hand in Hand mit dem Wesen der Piraterie, dem die Eisenmenschen sehr anhängen (sie haben ja auch kaum selbst etwas zum leben). Sein Widersacher ist der Sturmgott, der Kampf gegen ihn dauert schon Ewigkeiten an.
Der Feuergott R’hllor, der Herr des Lichts, Herz des Feuers, Gott der Flammen und des Schattens: Diese Religion aus Essos, dem Kontinent östlich von Westeros, hat nur wenige Anhänger in Westeros, was vielleicht mit der Erscheinung der Roten Priester zusammenhängt, welche sich ausschließlich in Rot kleiden und zudem rote Augen haben. (Zumindest deren bekannteste Priesterin, Meliasandre.) R’hllor, der Gott von Wärme, Leben und Licht, liegt in ewigen Kampf mit dem Großen Anderen, dem Gott des Eises, der Dunkelheit und des Todes, dessen wahrer Name nie ausgesprochen wird. In einer alten Prophezeiung wird das Wiederkommen des Lichtbringers Azor Ahai erwähnt, diesen glaubt Meliasandre gefunden zu haben.
Diese vier Religionen haben Anteil an der Geschichte, in größerer und kleinerer Form. Die Religion von R’hllor wird zunehmend aggressiver, je mehr Macht Meliasandre gewinnt. Da ihr das Herz eines Königs gehört, kann sie ihre Macht auch ohne Weiteres ausbreiten. Im Gegensatz zu dem Glauben der Sieben hat dieser Gott (bzw. seine Priesterin) seine Macht auch schon unter Beweis stellen können. Ebenfalls machtvoll scheinen die alten Götter zu sein, auch wenn diese wenig personalisiert sind. Generell scheint dort, wo die Religionen wilder und ursprünglicher sind, auch mehr Magie im Spiel zu sein, die hier vielleicht gleichzusetzen ist mit der Macht der Götter.
Nicht immer ist das, was man auch in Fantasy-Büchern unter Magie versteht, nämlich gleichzusetzen mit der Macht der Götter. In manchen erfundenen Religionen und Welten wird da ebenso strikt getrennt wie es auch hierzulande in der religiösen Geschichte geschehen ist. Die Unterscheidung kann insofern interessant sein, als der Autor in seinen Geschichten den Göttern Handlungsmacht zugestehen will und sie sozusagen aus ihrer „Transzendenz“ herauslöst. Ist es Magie, also eine unpersönliche, unbekannte Kraft, die da wirkt, oder ist es ein Gott, ein denkendes Wesen mit großer Macht?
Generell sehe ich hier zwei „Typen“ von Religionen:
Einmal die stark institutionalisierte Religion mit wenigen Geheimnisse, dafür aber viel Moral.
Und dann die geheimnisvollen, weniger ausgearbeiteten Religionen.
Die Religion von R’hllor stelle ich da mal in die Mitte. Sie scheint gut institutionalisiert zu sein, kommt mir aber wie eine Außenseiterreligion vor – und sie hat eindeutig Macht.
Das Spannende am Lied von Eis und Feuer ist immerhin die sonstige Abstinenz von Magie. Hier gibt es kein System der Magie, hier gibt es auch keine Magier, zumindest nicht solche, wie man sie in der Fantasy gewohnt ist. Eher an die Realität angepasst, ist Magie auch dort eher selten und außergewöhnlich, wenn auch durchaus greifbar.
Das sind meine bisherigen „Erkenntnisse“ aus der Reihe. (Unterstützt von ergänzenden Informationen folgender Quelle: http://awoiaf.westeros.org/index.php/Main_Page )
Was mich nun vor allem interessiert:
– Werde ich mehr über die Alten Götter erfahren?
– haben die Anderen irgendeinen religiösen Bezug?
Dies sind meine ersten Gedanken zum Thema „Religion in Fantasywelten“. Für Vorschläge bin ich offen. Auch für Diskussionen. 🙂 Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebe ich keine. 😉