Unsterblich – Tor der Dämmerung

Das zweite Buch aus der Reihe von Jugendbuch-Dystopien, die ich vorstellen möchte, ist Julie Kagawas neueste Reihe. Julie Kagawa, bekannt für die Feen-Bücher, hat sich diesmal einer anderen Legende angenommen: Vampire. Richtig. Es ist ein Vampirroman.

Inhalt

IMAG1227-1Allison ist eine Unregistrierte. Weil sie keine Lust darauf hat, ständig den Vampirherrschern der City einen Blutzoll zu leisten, lebt sie lieber im Schatten der Gesellschaft – oft hungrig und einsam. Auf ihrer Suche nach Nahrung verlässt sie den schützenden Ring der Stadt und wird prompt von Verseuchten angegriffen und von ihnen gebissen. Doch dann taucht ein Vampir auf, der sie vor die Wahl stellt: weiterleben als Vampir oder weiterleben als Verseuchte. Sie entscheidet sich für das Vampirdasein. Jetzt ist sie selbst ein Wesen, das sie als Mensch abgrundtief gehasst hat.

Ein Buch über ein junges Mädchen, das unervermittelt zum Vampir wird und sich nun mit dieser neuen Lebenssituation zurechtfinden muss – nicht besonders neu. Neu ist das Außenherum. Allison lebt in einer Danach-Welt. Hier ist es ein „nach der Seuche“. Die meisten Menschen wohnen inzwischen im Schutz der Vampirstädte, weil ein Leben außerhalb zu gefährlich wäre. Außerhalb der Schutzmauern leben die Opfer der Seuche, die Verseuchten, weder lebendig, noch tot, aber dumm und aggressiv und außerdem hochansteckend. Manche würden vielleicht auch Zombies dazu sagen. Auf der anderen Seite gibt es die Vampire, die am ehesten eine Chance gegen die Verseuchten haben, weil sie natürlich viel schneller und stärker sind als Menschen. Gegen die Seuche sind aber auch nicht vollständig immun.

Die Vampire haben sich ein bequemes Leben eingerichtet. Ihre Opfer halten sie sich immer schön in der Nähe mit Versprechungen auf ein bisschen Wohlstand und Sicherheit. Dafür müssen sich die Menschen an gewisse Regeln halten. Lesen ist beispielsweise verboten. Willkürliche Menschenjagden stehen auf der Tages-, besser gesagt auf der Nachtordnung, auch wenn die Vampire sich gern ein bisschen menschenfreundlicher geben, indem die meisten Menschen einfach mit Blutabnahmen (dem Blutzoll) davonkommen.

Kein Wunder also, dass Allison die Vampire hasst, die die Menschen wie Nutzvieh halten. Zu blöd, dass sie nun selber einer ist.

Das Setting der Geschichte ist eigentlich spannend. Eigentlich, denn das ist es auch bei Kagawas Feen-Büchern. An was es mangelt?

Allison, die Vampirbraut

…hat mich leider nicht überzeugt. Natürlich ist eine Person, die elternlos und in einer zerstörten Umgebung aufwächst, nicht unbedingt eine liebreizende Person, sondern zwangsläufig irgendwie mürrisch und einzelgängerisch. Aber Allison blieb doch ein sehr dünn beschriebenes Blatt Papier. Weil das Buch in der Ich-Perspektive geschrieben ist, muss Allison als Figur aber tragen können. Denn wir Leser müssen uns ja mit ihr herumschlagen. 600 Seiten sind eine lange Zeit.

Bis Allison auf eine Gruppe von Menschen trifft, die auf der Suche nach „Eden“ sind, bleibt die Geschichte auch merkwürdig ziellos. Allison hat keine Lust auf Vampirgesellschaft, deswegen schlägt sie sich durch die Pampa. Was für ein Glück für den Leser, dass sie sich der Menschengruppe anschließt und wieder ein bisschen Interaktion in die Geschichte kommt. Wie Allison versucht, sich als Mensch auszugeben und wie sie einem der jungen Männer der Gruppe näher kommt, macht dann den Rest des ersten Buches aus. Dazu ein bisschen „wie können wir die Seuche bekämpfen“ und ein bisschen „Suche nach einem Ort, wo Menschen sicher leben können“.

Das Ende vom Lied

Die Geschichten von Kagawa, habe ich den Eindruck, sind gerade so an der Grenze zur Langeweile. Ich wollte schon wissen, wie es weitergeht, aber gleichzeitig war es beschwerlich, mich durch die vielen Seiten durchzukämpfen. Ich habe gerade so durchgehalten. So eine Art von Geschichte ist das.

Zusammengefasst: Das Setting ist stark, die Geschichts- und Charakterentwicklung aber schwach und oberflächlich. Außerdem viel Teenagergesülze, dazu ein ordentlicher Schuss Grausamkeit. Muss man nicht lesen, es schadet auch nicht wirklich viel. Eine gute Inhaltszusammenfassung tut es aber auch.

Cocoon – Die Lichtfängerin

Dieses Jugendbuch von Gennifer Albin wurde im letzten Herbst von INK Egmont herausgebracht und fiel mir durch das helle Buchcover auf. Ich ordnete es sofort einer bestimmten Kategorie Jugendbuch zu – einer eher lahmen Geschichte mit ein bisschen Fantasy- aber noch mehr Liebeskitschanteil.

Wie sehr ich mich doch durch solche Äußerlichkeiten täuschen lasse. 😉

Inhalt

IMAG1226-1-1Adelice hat eine besondere Gabe – sie nennt es einen Fluch – die sie für die Regierung interessant macht. Sie ist eine Webjungfer – sie kann den Stoff der Welt neu verweben. Deshalb ist sie dazu auserwählt, in den Türmen des Konvents zu wohnen und bis an ihr Lebensende das Schicksal der Welt Arras zu weben. Dumm ist nur: Adelice will nicht. Denn in die Türme des Konvents zu ziehen heißt, ihre Familie niemals wiederzusehen und niemals eine Familie gründen zu können.

Leider hat Adelice in der Hinsicht keine Wahl. Wie überhaupt niemand in Arras eine Wahl hat. Das Leben wird vom Konvent bestimmt und das in jeder Hinsicht, bis hin zu der Entscheidung, wer wie viele Kinder auf die Welt bringen darf. Adelice‘ Eltern wehren sich gegen dieses System und bekommen die harte Strafe zu spüren: sie werden bei dem Versuch umgebracht, Adelice zu verstecken. Adelice selbst wird nur deshalb verschont, weil ihre Gabe außerordentlich groß ist. Im Konvent selbst ist sie durch die Erfahrung des Verlusts allerdings so auf Abwehr eingestellt, dass sie sich von ihren neuen Vorzügen nicht einlullen lässt. Luxus? Wie kann sie den genießen, wenn sie weiß, dass sie nicht frei sein kann.

Sie will fliehen. Nur wohin? Jeder Ort in Arras wird durch die Webjungfern überwacht. Unerwarteten Beistand bekommt sie von Jost, einem Mann für alles in den Türmen des Konvents. Auch Erik, ein hochrangiger Assistent, scheint sie zu mögen und zu unterstützen. Aber wie kann Adelice überhaupt noch jemandem vertrauen?

Simples Jugendbuch…oder?

Viele Jugendbücher haben interessante Ansätze und neue Ideen für Geschichten, die es (gerade in der Fantasy) tatsächlich so noch nicht gab. Ich denke da an Julie Kagawas Feenbücher, in denen das Feenreich leider nicht so traumhaft ist und deswegen auch die Bücher so eine gewisse negative Grundstimmung haben. Aber viele Bücher, unter anderem eben die genannte Reihe, sind einfach nur lahm geschrieben. Kaum ausgereife Gedanken und Geschichten und meistens irgendwie unsympathische, flache Charaktere.

Wie sieht es mit Cocoon aus? Ist dieses Buch besser?

Ich sage ganz klar ja. Schon der Einstieg in die Geschichte ist weit sorgfältiger gewählt als so manch anderer. Er macht neugierig, indem er gleichzeitig vieles aussagt, aber dem frischen Leser wenig verrät – weil der zu diesem Zeitpunkt noch nichts weiß.

Bei Cocoon vermischen sich Jugendbuch, Dystopie, Fantasy und Science-Fiction. (Wobei Dystopien ja generell eine Unterart von SF sind, aber ich zähle sie hier einmal einzeln.)

Dem Jugendbuch ist geschuldet, dass die Charaktere allesamt noch recht jung sind und natürlich die erste Liebe eine Rolle spielt. Aber zu meiner Erleichterung wird nicht seitenlang darüber palavert, wie toll doch A oder B aussehen und wie man sich fühlt.

Die Dystopie entblättert sich recht schnell, weil ich sofort an Brave New World oder 1984 denken musste: eine Welt, in der alles fremdbestimmt ist, angeblich zum Wohl der Menschen. Dadurch bekommt das Buch einen sehr düstern Grundton, im krassen Gegensatz zum Cover. Bzw. – passt es dadurch, dass das ganze Leben der Menschen durchleuchtet ist. Privatssphäre ist nicht mehr.

Die Zutat Fantasy äußert sich durch das Konzept der Webjungfern: Frauen, die die Gabe haben, Stränge der Welt zu nehmen und zu verweben. Webjungfern weben Nahrung, das Wetter, sie können Menschen von einem Ort zum nächsten weben – sie weben aber auch Menschen aus der Welt. Zum Beispiel Menschen, die dem Konvent gegenüber kritisch eingestellt sind. Webjungfern weben solche Menschen und die Erinnerung an sie eben einfach weg.

Der Science-Fiction-Anteil offenbart sich nach und nach. Erst dadurch, dass die Welt Arras eine äußerst fortgeschrittene Welt ist. Doch das ist längst nicht alles. (Aber das an dieser Stelle schon offenzulegen, wäre dann doch ein zu fieser Spoiler.)

Cocoon ist gut geschrieben – besser als z.B. die Bücher von Julie Kagawa – und hat mich als Erwachsene überzeugt. Ich kann mich zwar gut in Jugendbücher einfinden, aber sie haben doch einen recht typischen Stil, der schnell langweilt und mich nicht wirklich packt. Cocoon hat mich definitiv gepackt und ist meine Empfehlung für Leser, die mit Jugendbuchreihen im Normalfall nichts anfangen können.

Leider wird die Reihe in  Deutschland so schnell nicht fortgesetzt. „Altered“, der zweite Band der Crewel-Reihe, erscheint am 3. Oktober dieses Jahres.

Dystopien noch und nöcher

Keine Bange, ich lese immer noch viel – ich müsste mich nur öfter überwinden, wieder zu schreiben.

Mein Berg der zu lesenden Bücher wird immer höher, darunter sind aber nicht nur Fantasy-Geschichten. Die Fantasy-Sachen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, sind es wiederum oft nicht wert, einzeln rezensiert zu werden. Oder ich bin im Moment einfach nur ein bisschen fantasymüde? Ich habe seit zwei Jahren wirklich viel aus dieser Sparte gelesen, auch so einige Schätze entdeckt, aber gerade sehne ich mich nach einem guten Roman von John Irving zum Beispiel. Meinetwegen auch nach einem richtig guten Fantasy-Roman, aber das meiste, das aktuell auf dem Markt herumschwirrt, sieht eher nicht nach einem Schatz aus. Tipps von eurer Seite?

Aktuell lese ich sogar einen Fantasy-Roman aus der Sparte Jugend-Dystopie. Scheint seit einiger Zeit (2012?) Mode zu sein. Einige Perlen habe ich da durchaus schon entdeckt: Cocoon – die Lichtfängerin ist so eine. (Eine Science-Fiction-Fantasy-Dystopie mit Anleihen an 1984 und Brave New World.) Heute habe ich vermutlich die nächste entdeckt: Memento – die Überlebenden. Schon auf den ersten Seiten kann ich meistens erkennen, ob das Buch ein gutes ist oder einfach nur durchschnittlich. Manchmal sind es die ersten Sätze, manchmal die Sprache, manchmal die Szenen. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sagte Hesse und auch wenn er das anders meinte – treffender kann man den Einstieg in eine neue Geschichte kaum bezeichnen.

Memento mit seinen ersten beiden Bänden habe ich also vorliegen und ich bin gespannt. Schon deshalb auch, weil es in einigen Punkten dem neuen Roman von Julie Kagawa, Unsterblich, ähnelt. Ein junges Mädchen in einer Welt „danach“, das um sein Überleben kämpft und von Überwachungsorganisationen verfolgt wird.

Und dennoch, die Unterschiede! Sprache, Wortwahl, Stil – während Unsterblich wahrhaft ein Jugendroman ist (Erwachsene können die leichte Sprache manchmal kaum aushalten), bewegt sich Memento in einer Zwischenwelt, mit deutlich mehr Anspruch.

Allison, die Hauptfigur aus Unsterblich, ist ein wortkarges, einzelgängerisches Mädchen. Ich musste mich anstrengen, sie zu mögen. Pressia, eine der Hauptfiguren aus Memento, ist nicht so viel anders. Aber sie wirkt anders. Sie wirkt nicht verkrampft.

Tatsächlich entpuppt sich Unsterblich in seiner ganzen Aufmachung als recht simpel. Memento schafft es schon auf den ersten Seiten, mich mit seinen Andersartigkeiten, die ja einer Dystopie gut anstehen, zu packen und zu faszinieren. Da steckt ein bisschen mehr an Vorüberlegung dahinter. Unsterblich habe ich mit einer gewissen Langeweile gelesen. Es ist ja schon spannend, wie sich die Geschichte nach und nach entwickelt. Aber als Unsterblich ausgelesen war, hatte ich nicht das Bedürfnis, über das Buch zu reden.

Ich bin gespannt, wie sich Memento entwickelt. Ich will ja jetzt schon über das Buch reden.

Askir und Götterkriege

In meinem Mai-Urlaub habe ich endlich die Vorgeschichte von der Reihe „Die Götterkriege“ gelesen – etwas, was ich mir schon lange vorgenommen hatte. Schon die „Götterkriege“ haben das, was richtig gute Fantasy-Reihen brauchen: interessante Charaktere, dazu eine Dichte und Komplexität von den Handlungen der Charaktere und der überspannenden Handlung, eingeflochten in eine gut ausgearbeitete Vergangenheit und Gegenwart der Welt.

Faszinierend sind ja vor allem solche Geschichten, die auch beim zweiten oder dritten Mal Lesen einen Aha-Effekt hervorrufen können – und beim ersten Mal genügend Geheimnisse andeuten, damit man unbedingt weiterlesen will. „Götterkriege“ war für mich eine solche Serie. Der Effekt wurde ja noch verstärkt dadurch, dass ich Askir nicht gelesen hatte. Für mich war schon Geheimnis genug herauszufinden, wie die Figuren zueinander standen und woher sie sich kannten.

Deswegen war ich so ungeheuer gespannt auf „Die Geheimnisse von Askir“ (sowie „Die Eule von Askir“). Und es hat sich gelohnt: ich wusste ja, wie sich vieles entwickelt, aber wie es dahin kommt, das habe ich so nicht immer erwartet.

Am meisten war ich wohl überrascht, wie das Dreiergespann Havald, Leandra und Helis zustande kam und sich vor allem entwickelt hat. Und: wie wenig Zeit vergangen ist zwischen Beginn der Geschichte und den aktuellen Ereignissen.

Im Moment lese ich wieder die „Götterkriege“, diesmal mit dem Vorwissen aus der „ersten“ Reihe. (Ich würde Götterkriege 3 eher als Askir 9 bezeichnen…) Und ich bin erstaunt, was ich alles entdecke.

Das Geheimnis des verschollenen Kaisers und der Kaiserin, Jerbil Konai und seine Kameraden, die unter neuem Namen wieder aufgetaucht sind und sich so langsam zu erkennen geben. Dinge, die ich beim ersten Mal überlesen habe, oder die ich auch schon wieder vergessen habe, ergeben plötzlich einen Sinn.

Es macht einfach Spaß, diese Reihe zu lesen. Richard Schwartz hat einen angenehmen, nüchternen Schreibstil, seine Charaktere sind wirklich interessant, die Verflechtungen machen Spaß, entwirrt zu werden. Und dabei ist seine große Geschichte so schön in kleine Geschichten verpackt, dass man manchmal fast vergessen kann, dass es letztendlich immer nur die eine Geschichte ist: der Kampf von Askir gegen Thalak. Ist es zu weit gegriffen, wenn ich diese Reihe mit „Lied von Eis und Feuer“ vergleiche? (Sie sogar für ein wenig besser halte?)

Mich würde wirklich interessieren, welche Geheimnisse euch an „Askir/Götterkriege“ faszinieren. Hat jemand schon eine Ahnung oder Vermutung, woher Leandra stammt? Ich habe eine. 🙂

Angelesen: Das Licht hinter den Wolken (Oliver Plaschka)

Wenn Klett-Cotta einen neuen Fantasy-Titel auf den Markt wirft, ist es Zeit, da einmal einen Blick hineinzuwerfen. Vor allem dann, wenn es sich um einen deutschen Autor handelt. Klett-Cotta – bzw. die Hobbit-Presse – steht für Fantasy à la Tolkien: gut durchdachte Geschichten und ein ausgefeilter Schreibstil. Klett-Cotta steht für Namen wie Tad Williams und Patrick Rothfuss.

Licht hinter den Wolken_Klett-cottaIm März 2013 hat die Hobbitpresse „Das Licht hinter den Wolken – Lied des Zwei-Ringe-Lands“ von Oliver Plaschka herausgebracht, einen Autor, der schon mit „Die Magier von Montparnasse“ bei ihnen vertreten ist. Ein neues deutsches Schreibtalent?

April gegen den Rest der Welt

April will vor allem eines: Sie will Geschichte schreiben! Zum Glück hat sie eine Gabe, die sie zum Zauberschwert „Schneeklinge“ führt, das seit Jahrtausenden in einem alten Schloss versiegelt war. Von nun an ist sie unbesiegbar und kann die Schatten aus ihrer Vergangenheit endlich hinter sich lassen. Zusammen mit Jenner, einem halbmenschlichen Faun, macht sie sich daran, ihren Ruf aufzubauen.

Eine Bank ausrauben? Eine Post überfallen? Oder vielleicht den Widerstand gegen das marode Kaiserreich anführen? April stehen viele Möglichkeiten offen und einem geneigten Leser mag vielleicht auffallen, dass es mit der Moral bei April nicht weit her ist.

Die Kindheit war’s

Als Leser begleiten wir April schon von frühester Kindheit an und merken recht schnell, dass Anderssein in einem kleinen Dorf nicht unbedingt von Vorteil ist. Vor allem dann, wenn die Mutter tot ist und der Vater das Kind nur hasst. Irgendwann wehrt sich April gegen die gewalttätigen Übergriffe anderer und heraus kommt: eine nicht eben schuldbewusste junge Erwachsene.

Ganz ehrlich, mich fasziniert nicht so sehr, wie die Geschichte weitergeht, als vielmehr, wie April sich entwickelt. Sie ist an einigen Stellen der Geschichte schon fast überschwänglich unmoralisch im Sinne von: „Mir hat man Böses getan, also darf ich es auch“. April wirkt durch ihre mangelnde Reflexion, was sie da manchmal eigentlich denkt oder tut, herzlos und egoistisch.

Jenner, ihr Begleiter und aufgrund seines Schwertes auch „Banneisen“ genannt, ist ebenfalls nicht unbedingt von der Sorte, dem man seine Kinder anvertrauen würde. Aber seine Handlungen sind zielgerichtet. Kann er April beeinflussen?

Der geheimnisvolle Hintergrund

Und dann ist da noch Cassiopeia. Sie musste Schreckliches mit ansehen und Verrat erdulden – doch sie entscheidet sich für einen anderen Weg zu Macht und Stärke. Sie geht an die berühmte Kampfakademie von Leiengard. Wie passt sie und ihr Teil der Geschichte zum Rest? Bisher kann ich das noch nicht absehen. Ich bin gespannt.

Im Hintergrund agiert der Zauberer Sarik. Die Magie ist fast aus der Welt verschwunden und außerdem lauert da noch ein alter Feind, den es zu besiegen gilt. Wie hängt April mit diesem Teil der Geschichte zusammen?

Ein würdiger Klett-Cotta?

Ja! Wir haben hier eine gut aufgebaute Geschichte mit mehreren Erzählsträngen und -ebenen, wir haben einen Stil, der nicht bloß Wort an Wort reiht – und dann stellt mich Oliver Plaschka auch noch vor das große Rätsel, warum er die Tempora ändert. Welche Struktur steckt dahinter?

Fazit: Bisher ein interessanter und gut geschriebener Fantasy-Roman, der nicht ganz den üblichen Bahnen folgt.

(Bildrechte: Klett-Cotta)

The Wheel of Time – A Memory of Light

Es ist schon ein sehr komisches Gefühl, den allerletzten Band von Rad der Zeit in den Händen zu halten und zu wissen, dass sich die Serie danach endgültig aus meinem Leben verabschiedet. Vierzehn Jahre lang haben Rand, Egwene, Nynaeve, Mat, Perrin, Aviendha und Elayne mich begleitet, sind quasi mit mir erwachsen geworden. Ich will wirklich noch gar nicht daran denken, wie ein Leben sein wird, in dem ich nicht mehr auf einen weiteren Rad-der-Zeit-Band warte. 😦

Fazit nach 200 Seiten

Für mich eine Novität: ich lese das Original. Ein bisschen seltsam fühlt es sich schon an. So nach 35 deutschen Bänden.

IMAG0663Das Buch ist schwer. Weil die deutschen Bände erst später herauskommen, musste ich natürlich den Originalband bestellen. Durch glücklichen Zufall bin ich sogar an die Hardcover-Version gekommen, die mir vor allem eines eingebracht hat: Schmerzen. Uiuiui, das Ding wiegt gefühlte zehn Kilogramm – jetzt verstehe ich wirklich, warum in Deutschland die Bücher geteilt werden. Da mischen sicherlich die Krankenkassen kräftig mit!

Ein Déjà-vue kommt auf, wenn man die ersten Seiten aufschlägt und ein wohl vertrautes, gleichsam gefürchtetes Wort entdeckt: Prolog. Prolog, das bedeutet bei Robert Jordan und in den deutschen Bänden: Stell dich darauf ein, von Leuten zu lesen, du nicht nur nicht wieder erkennst, sondern wirklich nicht kennst, und danach ist das halbe Buch schon herum. Das zweite Wiedererkennungsmerkmal: „Habe ich wirklich noch nie von dieser Person gelesen oder kann ich mich nur nicht mehr daran erinnern? Und was ist eigentlich im letzten Band passiert?!“ Für alle, denen es ähnlich geht, sei das hier empfohlen: wot.wikia.com

Die Fäden laufen zusammen. Die Letzte Schlacht wird vorbereitet und die Kräfte treffen aufeinander. Mir gefällt es vor allem zu lesen, wie Rand und Egwene, Elayne und Nynaeve und Perrin plötzlich wieder an einem Ort vereint sind. Alle sind sie viel größer als damals, als sie nur einfache Dorfleute gewesen (oder Thronerbin). Sollen da wirklich nur zwei Jahre ins Land gegangen sein? Offenbar drehen sich die Räder der Zeit in der Reihe doch etwas anders. 😉 Ach ja, einer fehlt noch. Wo der wohl wieder steckt? Bisher habe ich ihn auch noch nicht entdecken können.

Rad der Zeit zieht erzählerisch straff an und ich frage mich, wie die Geschichte einen Abschluss finden kann, der nicht enttäuscht? Seit dem ersten Band, seit klar wurde, wer und was Rand al’Thor ist, steht die Unausweichlichkeit im Raum, dass er sterben muss, um den Dunklen König zu besiegen. Geschieht das wirklich? Im Gegensatz zu George R.R. Martin ist Robert Jordan immer sehr pfleglich mit seinen Charakteren umgegangen. (Deswegen wurden es ja auch immer mehr.) Lässt er Rand einfach so sterben? Diese große Frage werde ich vermutlich erst in 700 Seiten wissen.

Rezension: Drachenkämpfer (Robin Hobb)

Nun ist es ja auch schon wieder einige Monate her, seit „Drachenkämpfer“, die Fortsetzung zu „Drachenhüter“, erschienen ist. Ich habe den Band mit den prophetischen Worten meiner Freundin im Hinterkopf gelesen, die da lauteten: „Du wirst schon merken, dass er Schwachstellen hat.“ Wie jetzt? Ein Roman von Robin Hobb mit Schwachstellen?! Das konnte ich mir nicht vorstellen. Aber sehen wir selbst.

Inhalt

Alise, Thymara und Sintara, die Drachin, sind zusammen mit den anderen Hütern und Drachen auf dem Weg nach Kelsingra, der legendären Stadt der Altvorderen. Doch nicht alle haben das Wohl der verkrüppelten Drachen im Kopf. Manche von ihnen wurden heimlich angeheuert, um die wertvollen Körperteile der Drachen einzusammeln, sei es von den Lebenden oder Toten. Während im Hintergrund die skrupellosen Plünderer lauern, sind die Hüter uneins.

Vornehmlich ist dieser Band dem Wachsen gewidmet. Dem Wachsen der verkrüppelten Drachen, dem Wachsen der Beziehungen zwischen den einzelnen Personen. Und der Liebe. Ja, der Liebe.

Stetig vorwärts

Die Geschichte ist linear aufgebaut, Handlungsort ist der Regenwildfluss. Da bleibt wenig Platz für Abwechslung, aber stattdessen mehr Raum für die Entwicklung der Figuren. Und ja, das heißt nicht nur Tiefe der Charaktere, sondern manchmal auch das Genervtsein des Lesers über die neuerlichen Selbstmitleid-Phasen einiger Figuren.

Thymara, der man irgendwie die Pubertät anmerkt, weil sie zu stur und trotzig ist, um manche Dinge auch von einer anderen Seite her zu überdenken.

Alise, die viel zu naiv für die Welt ist und so lange Zeit aus ihrer ängstlichen Haut nicht herauskann, dass man ihr nur zu gern einen Schubs geben möchte.

Sedric, der völlig verblendet ist von seiner Liebe und zudem ein völliges Weichei.

Und natürlich Sintara, die arrogante Drachin. Von ihr liest man in diesem Band viel zu wenig, finde ich. Zumindest bleibt sie hinter den anderen Figuren deutlich zurück.

Da kommt die Angst auf: Werden sie sich je zusammenreißen?

Das Blatt wendet sich

Auch wenn viel (zu viel) Beziehungskram thematisiert wird und der Handlungsort immer derselbe bleibt, passiert einiges Beeindruckendes. Der Spannungsaufbau ist weiterhin vorhanden und findet einen großartigen Abschluss. Keine der Figuren befindet sich im selben Status wie am Anfang – jede hat gewisse Dinge für sich akzeptiert, sich weiterentwickelt und ist stärker geworden. Vermutlich brauchte es dafür viele der sentimentalen Phasen, die sich durch das Buch ziehen: um am Ende dem Leser vor Augen führen zu können, wie sehr sich Thymara, Sedric und Alise verändert haben. Somit wird die Schwäche des Buches gleichzeitig zu seiner Stärke. Also ja: Sie werden sich zusammenreißen.

Geheimnisse

In diesem Band offenbart sich neben den alten Namen der Drachen, die ich ja nun schon seit den Zauberschiffen verfolge, auch die Identität des Teermanns. Besonders für diejenigen, die die Zauberschiffe mit Interesse gelesen haben, die Maulkins Knäuel und dessen Schicksal mit Anteilnahme verfolgt haben, sollten die Regenwildnis-Chronik lesen. Man erfährt einiges über die Altvorderen und deren Entstehung, was natürlich einer der Hauptgründe für mich ist, das Buch weiterzulesen. Gut verteilt über das Buch werden einem neugierigen Leser wie mir immer wieder ein paar kleine Häppchen hingeworfen. Mehr davon, mehr! Mehr!

Vergleich zu den anderen Reihen

Nun, da ich selbst (fast) alle Geschichten von Hobb gelesen habe bzw. alle Welten kenne, kann ich einen guten Vergleich ziehen. Die Regenwildnis-Chroniken sind deutlich weiblicher geschrieben, was man nicht ganz damit entschuldigen kann, dass die meisten der Hauptfiguren weiblich sind. Das war in den Zauberschiffen schließlich auch der Fall. Ich nehme an, es ist vor allem Alise geschuldet, die sehr viel ängstlicher ist als die meisten von Hobbs Charakteren. Doch die Kulisse für ihre Sanftheit bildet die wohl härteste Umgebung, nämlich der Regenwildfluss. Und dieser Fluss ist definitiv ein Bonus, der sogar die „liebliche“ Seite der Chroniken ausgleichen kann. Bei keinem anderen Roman von ihr war ich so auf die Entdeckung dessen fixiert, was sich hinter der nächsten Kurve, hinter der nächsten Abzweigung verbirgt.

So lasse ich also alle schimpfen, diese Romanreihe reiche nicht an die anderen heran. Denn das stimmt nicht. In keinem anderen wurde eine solche Spannung allein dadurch erreicht, dass die Hauptcharaktere einen Fluss hinauffahren.

Fazit: Ein Roman, bei dem man sich manchmal über die Charaktere aufregen muss, der aber dennoch so viele interessante Handlungsstränge und Geheimnisse bereithält, dass man etwas verpasst, wenn man ihn nicht liest.

Erscheinungsdatum des dritten Bandes ist bisher noch nicht bekannt. Laut Heyne ist er noch nicht fest geplant, aber im Gespräch. Heißt wohl, der kommt dann erst in einem Jahr raus. „City of Dragons“ (Band 3) ist auf Englisch im Februar 2012 erschienen, der letzte Band („Blood of Dragons“) erscheint im Februar 2013.

Und Hitze ist’s!

Sieben Bücher von Frau Hobb habe ich nun hinter mir – gestern habe ich auch endlich „Drachenkämpfer“ zu Ende gelesen. Der nächste Hobb-Band liegt schon bereit, ich wage mich nun an die Weitseher-Bände heran. Man kann einfach nicht von ihr lassen, wenn man sie einmal entdeckt hat, oder? 🙂

Doch zwischenrein schiebe ich leichte Lektüre, auf die ich einfach mal Lust hatte. „Der siebte Schwan“ von Lilach Mer erinnerte mich zu sehr an das Märchen, als dass ich das Buch einfach wieder weglegen konnte. Zwar sieht es nach der derzeit so heiß begehrten Romantasy aus, aber manchmal… manchmal ist es auch ganz nett, locker-flockige Lektüre zu genießen. Vor allem, wenn draußen die Sonne die ganze Hitze des Sommers auf einmal ausschüttet.

Ziemlich viele Adjektive benutzt die Autorin, was den Prolog eher schwülstig-kitschig geraten lässt anstatt geheimnis- und ahnungsvoll. Doch überraschenderweise gefällt mir der Stil des ersten Kapitels richtig gut. Angenehm zu lesen, sogar recht gut der Zeit angepasst, in der der Roman spielt. Wovon handelt die Geschichte? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ich lese doch allerhöchstens die schwammigen Inhaltsangaben auf der Rückseite (die kaum je Wahrheitsgehalt haben).

Wie macht ihr das eigentlich, wenn ihr ein Buch entdeckt, das ihr lesen wollt? Von was lasst ihr euch anleiten? Was verführt euch?

Zauberschiffe und Neunaugensee

Und ist wieder ist eine Woche um! Wenn ich momentan sehe, wie schnell die Wochen verfliegen, wird mir angst und bange. Vor allem, wenn man die Zeit in Relation zu den Büchern setzt, die ich währenddessen gelesen habe.

Voller Stolz kann ich jedoch berichten, dass ich nun immerhin im vierten Band der Zauberschiffe angekommen bin. Inzwischen hat die Serie einen mächtigen Sog entwickelt, dem ich kaum entrinnen kann. Unterbrechungen? Ich werde ungehalten! Ich habe mir fest vorgenommen, das sommerliche Wetter (und es existiert doch!) dazu zu nutzen, um ein bisschen zu wandern. Das wird schwierig werden. (Ich muss das Buch wohl mitnehmen.)

Einstieg in eine neue Welt

Neunaugensee – oder auch Pandlarin genannt – wird in etwa die Gegend sein, aus der mein DSA-Charakter kommt. Ich habe ein ausgesprochenes Faible für Landkarten, daher musste mein Charakter von einem Ort kommen, der für mich interessant aussieht. (Da gab es natürlich noch viel mehr Orte.) Bisher habe ich das Spiel noch keinmal gespielt, aber ich bin trotzdem schon begeistert. Denn „Das Schwarze Auge“ besitzt genau das, was ich liebe: eine ausgereifte Fantasy-Landschaft. Zu Weihnachten habe ich „Wege der Götter“ geschenkt bekommen – ich war hin und weg! Denn mich interessieren erfundene Mythologien und Götterwelten einfach ungemein. Die „Geographia Aventurica“ ist da auch ein Ding für sich… *_* (Auch wenn ich die Gegend, aus der ich kommen möchte, ungenügend geschildert findet. Hätte da gern einfach noch mehr Infos.)

Ich kenne mich also schon ein bisschen in Aventurien aus. Ich kann sogar schon ein wenig klug daherreden. „Das Nebelmoor liegt östlich vom Neunaugensee? Also bitte!!“ Aber gespielt habe ich noch nicht. 😀

Der heutige Abend ist als erster Spielabend angedacht. Ich muss zugeben, ich bin etwas aufgeregt. Ich habe vor etwa zehn Jahren ein einziges Mal ein Pen&Paper-Rollenspiel gespielt, aber irgendwie zähle ich das nicht. Es wird also eine Premiere auf einem mir unbekannten Gebiet, ich bin wirklich gespannt.

Vorgestellt: Die Zauberschiffe (Robin Hobb)

Neu sind sie nicht gerade und auch ihre Cover erzählen noch von alten Zeiten: die Bücher der „Zauberschiffe“-Reihe von Robin Hobb. Doch ich habe mir vorgenommen, eine der wenigen Autorinnen im Fantasy-Bereich zu unterstützen, die es verstehen, eine Geschichte mit Struktur und gut durchdachten Charakteren zu erschaffen. So eine ist Frau Hobb nämlich. Und sie ist sogar die bisher einzige Frau, die mich wirklich überzeugen konnte – der Rest meiner Lieblingsautoren ist ausnahmslos männlich. Vielleicht liegt es am Namen?

 Inhalt: Schiffe aus Hexenholz und Seeschlangen

 Althea Vestrit liebt Viviace, das Zauberschiff ihrer Familie, sehr. Als Tochter einer Handelsfamilie weiß sie, wie wichtig die Verbindung zwischen dem Lebensschiff und ihrer Familie ist. Daher trifft es sie sehr hart, als ihr Vater bei seinem Tod das Schiff auf ihre ältere Schwester Keffria überträgt. Denn deren Mann Kyle hat vor, aus der Viviace ein Sklavenschiff zu machen. Obwohl die Familie in Geldnöten ist, ist Althea entsetzt: Viviace ist soeben erst erwacht und muss sogleich mit all diesen negativen Gefühlen hunderter Sklaven zurechtkommen?

Derweil wird ihr Neffe Wintrow dazu gezwungen, eine Verbindung zu Viviace einzugehen, denn nur ein echtes Familienmitglied kann ein Lebensschiff segeln. Doch Wintrow fühlt sich nicht zum Seemann geschaffen – er war mitten in der Ausbildung zum Priester. So ist seine Faszination an der Viviace von Groll überschattet.

Und dann sind da noch Amber, eine geheimnisvolle Holzschnitzerin, Paragon, das verrückte Lebensschiff, Brashen, der Versager, Malta, die kleine Hinterhältige, und Kennit, der eingebildete Pirat, der unbedingt ein Zauberschiff kapern will. Und eine Menge Seeschlangen…

Von den drei Geschichten von Hobb, die ich kenne, ist diese hier vielleicht die beschaulichste. Ich will nicht sagen, dass sie langweilig ist, weil sie immer noch besser ist als 70% der sonstigen Fantasy. Aber es gibt Stellen, an denen die Geschichte sich sehr langsam entfaltet – und da ist es bei mir vor allem das Wissen aus den Regenwild-Chroniken, das meine Neugier vorantreibt. Denn einige der Charaktere und einige zukünftige Handlungen kenne ich bereits, und nun will ich wissen, wie es dazu kommt.

Dann gibt es wieder Stellen, wo man am liebsten nicht mehr aufhören mag mit lesen, denn manchmal werden einem die Brocken hingeworfen, nach denen man giert: Was verbirgt sich in der Regenwildnis, wann findet Viviace heraus, was mit ihr nicht stimmt, wer ist Amber?

Interessanterweise ist es Malta, die unerträgliche und hinterlistige Göre, auf deren Abschnitte ich mich nun am meisten freue. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, aber ich finde sie vor allem deswegen so spannend, weil ich Maltas Alter Ego der Zukunft kenne. Ich habe wirklich sehr, sehr lang gebraucht, um den Zusammenhang herzustellen, da ich nicht mehr alle Namen aus den Regenwild-Chroniken kannte. Und dann hat mich die Diskrepanz der beiden Charaktere mit dem gleichen Namen gepackt. Zwar wurden mir gewisse Entscheidungsmöglichkeiten für ihre Zukunft schon vorweggenommen, aber das macht es ja nicht weniger spannend zu lesen, wie sie dorthin kommt, wo sie später steht.

Dasselbe gilt für Althea und Brashen, im geringeren Maß.

Wer erschafft interessante Charaktere?

Bewundernswert, wieder einmal, ist das Können der Autorin im Gestalten ihrer Charaktere. Gerade mit Althea und Malta hat sie zwei Figuren geschaffen, deren Tiefe mich beeindruckt. Sie sind glaubhaft und interessant, sie verhalten sich nicht eindimensional. Althea zum Beispiel kämpft immer wieder mit ihrem Wunsch, unabhängig und verantwortungsvoll zu sein, aber dann doch feststellen zu müssen, dass sie manchmal wie eine verzogene Göre handelt.

Ob Brashen, der der rechtschaffene Typ schlechthin ist und doch drogenabhängig, oder Amber, kindlich und geheimnisvoll, oder Kennit, maßlos eingebildet und gefühlskalt… ich wünschte mir, dass in so manch anderem Roman wenigstens eine der Hauptfiguren eine solche Tiefe besäße.

Was ich hasse …

…sind emotional-kitschige Charaktere. In den Romanen, die ich bisher von Robin Hobb kenne, hat sie eine erfrischend nüchterne Art zu erzählen. Ob Männlein oder Weiblein, niemand jammert und klagt, als wäre der Weltuntergang nah. Und trotzdem steckt in den Figuren oft eine größere Tiefe der Gefühle als in allen anderen heulenden Figuren, die mir bisher so begegnet sind.

Interessanterweise neigen nämlich vor allem männliche Autoren zu männlichen Charakteren, die unter sehr weiblichen (und nicht unbedingt realistischen) Gefühlsausbrüchen leiden. Ein Großteil aller Fantasy-Romane, die ich nicht besonders mag, scheitern vor allem an einer zu emotionalen Erzählweise angesichts der großen Trivialität, die die Erzählung ausmacht. Heulende Männer? Du meine Güte. In der Realität kein Problem, aus meinen Büchern sollten sie fernbleiben. („Manly Tears“ gehen in Ordnung. Wir wollen mal nicht so sein.)

Von daher, ich kann sie euch nur ans Herz legen, wenn ihr sie noch nicht kennt. Aktuell ist der zweite Band der Regenwild-Chroniken erschienen, also: greift zu!

P.S.: Ich finde die Cover immer noch urkomisch! Denn sie zeugen so sehr von dem alten Image der Fantasy aus den 90ern! 😀 (Sind aber 2008 erschienen.)